Treffen mit Käpt'n Browser
Der erste Infoabend in der Kita Spatzennest wurde zu Beginn der Osterferien durchgeführt. Dabei kam es zum Eklat als das Mitglied im Jugendhilfeausschuss Birgit Peltzer und der Abgeordnete im Stadtrat Axel Fell von der Veranstaltung ausgeschlossen wurden. Ein ungehöriger Vorgang, denn Abgeordnete und ordentliche Ausschussmitglieder sollten das Recht haben, an Veranstaltungen teilzunehmen, bei denen es um die Belange einer städtischen Kita geht. Gerade weil der Jugendhilfeausschuss die Entscheidung getroffen hatte, die Kita an den Betreiber Käpt'n Browser zu vergeben. Es bleibt zu hoffen, dass beim kommenden Infoabend am 16. Mai der Erste Beigeordnete der Stadt sich besinnt und das ein einmaliger Vorgang bleibt.
Über die Osterfeiertage haben wir uns mit der Geschäftsführung der Käpt'n Browser gGmbH in Verbindung gesetzt und ein Treffen vereinbart. Dieses Gespräch fand am 28. April im Trips-Ring statt. Hier das Interview mit dem Geschäftsführer des zukünftigen Betreibers der Kita Spatzennest, Thomas Hänsgen:
TRG: Herr Hänsgen, Sie wollen hier im Tripsring die Kita Spatzennest übernehmen. Was wird sich mit Ihnen als privater Träger ändern?
Thomas Hänsgen: Gestatten Sie mir, dass ich das Wort privater Träger etwas relativieren. Wir sind eine gemeinnützige Gesellschaft, die selbstverständlich sämtlichen gesetzlichen Kontrollmechanismen unterliegt. Das ist auch gut so. Wir werden das Fachkräftegebot garantieren und dafür sorgen, dass die Gelder, die für die Kita bestimmt sind auch ankommen. Insofern wird sich mit uns sehr wenig ändern. Wir werden unsere spezifischen Angebote einbringen. Das ist vor allem das Vorantreiben des inklusiven Gedankens entsprechend der UN-Konventionen für die Belange behinderter Kinder. Das ist zum anderen die Arbeit mit naturwissenschaftlich-technisch Altersphänomenen und die altersgerechte Medienarbeit - wobei Medienarbeit nicht nur mit Computern gleichzusetzen ist. Dazu gehört auch die Arbeit mit Büchern, Zeichnungen, mit verschiedenen künstlerischen Techniken. Insofern hoffen wir, dass wir gemeinsam mit den Kinder, den Eltern, den Kolleginnen und Kollegen ein gutes Kitakonzept voranbringen können.
TRG: Wird die Kita einen neuen Namen bekommen?
Thomas Hänsgen: Da halten wir uns völlig raus. Das ist eine Entscheidung der Eltern, der Kinder und der Erzieher.
TRG: Welches Erziehungskonzept verfolgen Sie. Kann man Käpt'n Browser wörtlich nehmen?
Thomas Hänsgen: Kann man nicht. Der Name ist entstanden aus einer Comicfigur, die wir entwickelt haben, um die Kinder behutsam und altersgerecht an den Computer heranzuführen. Deswegen der Name Browser. Käpt'n Browser hat wie im Märchen noch gute und böse Gegenspieler und eine Schnittstelle zur realen Welt.
Wir setzen natürlich in erster Linie das Bildungsprogramm des Landes NRW um, mit allem, was dazugehört. Die Kinder sollen über die Kita, über frühe Bildung ihren Platz im Leben finden. Dazu gehört, dass die Kinder die ganz normalen Dinge im Leben erlernen. Dazu gehört auch, dass man Interessen herausfindet auch künstlerische Interessen. Sport und gesunde Ernährung sind uns wichtig. Dazu gehört auch, dass wir Medienangebote machen. Medien sind nicht nur Computer, sondern auch das Malen mit Stiften, das Arbeiten mit Büchern, das Schauen von Filmen. Medien aktiv zu gestalten, darum geht es uns. Dafür haben wir die Konzepte und die Fachleute. Es geht auch darum, Altersphänomene zu betrachten: Wie funktioniert ein Vulkan? Wie ist das eigentlich, wenn ich Kuchen backe, wozu brauche ich das Treibmittel? Was passiert, wenn ich das vergesse? All diese Dinge wollen wir mit Kindern anschauen und dabei die kindliche Neugier nutzen. Wir werden aber nicht alles umkrempeln.
TRG: Ändert sich etwas an den Gebühren für die Kita?
Thomas Hänsgen: Selbstverständlich nicht. Die sind vorgegeben und werden durch die Stadt Kerpen bestimmt.
TRG: Wird es Integrationsplätze geben?
Thomas Hänsgen: Ich würde es gerne Inklusion nennen. Das ist der Anspruch, den wir haben. Wir wollen alle Angebote so gestalten, dass sie von allen Menschen genutzt werden können. Ganz gleich, ob sie eine Benachteiligung haben oder nicht. Wir bilden selbst Integrationserzieher aus. Wir werden immer versuchen individuelle Lösungen zu bieten, für Kinder die eine Behinderung oder eine andere Benachteiligung haben. Dazu stehen wir, das ist das Konzept unseres Trägers und das machen wir in all unseren bisher betriebenen Einrichtungen.
TRG: Vielen Eltern ist ein organisierter Übergang wichtig - vor allem aus personeller Sicht. Werden die Erzieher zu gleichen Konditionen übernommen?
Thomas Hänsgen: Ja.
TRG: Werden Erzieherinnen mit befristeten Verträgen unbefristete Verträge erhalten?
Thomas Hänsgen: Ja, wir streben an, dass wir unbefristete Verträge anbieten. Der Kollege oder die Kollegin kann darüber natürlich mitreden. Wer einen befristeten Vertrag haben will, bekommt natürlich einen.
TRG: Wie ist die aktuelle Sachlage? Wann fällt eine Entscheidung?
Thomas Hänsgen: Ich kann Ihnen hier nur meinen Kenntnisstand vermitteln. Der Sachstand ist, dass wir morgen (Freitag, 29. April) in die Verhandlung mit der Stadt gehen. Es geht darum, den Betriebsübergang zu gestalten, die Gebäudeübernahme zu realisieren und die Ansprüche der Kinder zu sichern, was die bauliche Instandsetzung betrifft. All das muss verhandelt werden. Dazu werden wir uns die Kita anschauen und uns einer öffentlichen Diskussion stellen. Es wird also nicht das letzte Mal sein, dass wir hier sind.
Herr Hänsgen, vielen Dank für das Gespräch.