Meinung zum Verkauf Kita Spatzenest
Lieber Andreas, liebe Tripsianer,
Aufklärung tut bei einer Angelegeheit wie einem Trägerwechsel sicher Not und deshalb ist es gut, dass ein Treffen stattfindet. Gerade als Steuerzahler kann ich aber eine Reihe der genannten Bedenken erstmal nicht teilen.
1. Seit Jahrzehnten werden Kindergärten von städtischen und privaten Trägern geführt, auch in Kerpen. Es gibt bisher überhaupt keinen Anlass für die Vermutung, dass private Träger ihren Job schlechter machen würden als die Stadt. Im Gegenteil, unter Fachleuten gilt die fachliche Aufsicht bei privaten Trägern teilweise als besser als die städtische. Nicht selten versuchen Eltern in Kerpen, ihr Kind unbedingt in einem privaten und nicht in einem städtischen Kindergarten unterzubringen. Bei wichtigen Fragen, wie z.B. das Mitbringen von Geschwisterkindern, bei den Auswahlkriterien für neue MitarbeiterInnen waren nach meiner Erfahrung private Träger gerade in Kerpen oft flexibler und offener als städtische Kindergärten und das städtische Jugendamt.
Früher gab es in Kerpen ein höheren Anteil von privaten Trägern. Da sich die Kirchen wegen zurückgehender Kirchensteuereinnahmen aus der Trägerschaft zurückziehen, ist die Stadt gezwungen zeitweise Kindergärten zu übernehmen. Diese Tendenz soll jetzt mit neuen privaten Trägern wieder umgekehrt werden.
2. Grundsätzlich sind Leistungsumfang und Betreuungsrelationen gesetzlich vorgegeben. Da gibt es keine Unterschiede zwischen privaten und städtischen Trägern. Befürchtungen in dieser Hinsicht haben - soweit ich das erkennen kann - keine Basis.
3. Die Stadt Kerpen ist mit dem Problem konfrontiert, dass auf sie eine Vielzahl von Ausgaben, u.a. für die Renovierung der Erftlagune und für Schulanbauten im Rahmen von Ganztagesangeboten zukommen, für die nicht genügend Steuereinnahmen da sind. Also muss man Prioritäten setzen und sparen. Als Steuerzahler habe ich ein Interesse daran, dass sie Einsparmöglichkeiten sorgfältig prüft und die verschiedenen Interessen miteinander abwägt.
Mit der Übergabe des Kindergartens Spatzennest an einen privaten Träger spart die Stadt knapp 30.000 Euro pro Jahr (nicht 240.000 Euro wie an anderer Stelle gesagt.) Die Einsparung kommt - soweit ich das überblicke - im Wesentlichen dadurch zustande, dass private Träger niedrigere Verwaltungskosten haben. Es wird keine Erhöhung der Kindergartenbeiträge und keine Änderung der Betreuungsrelationen geben. Soweit ich das erkennen kann, haben die Beschäftigten, wenn sie zu dem neuen Arbeitgeber wechseln, auch Bestandsschutz. D.h. zumindest bei den Festangestellten ändern sich die Beschäftigungskonditionen nicht. Dazu hat der zuständige Ausschuss bei der Verwaltung aber noch Klärungsbedarf angemeldet.
4. Man darf sich im Übrigen private Träger nicht als Profit maximierende Monster vorstellen. Captain Browser ist eine gemeinnützige GmbH, die die Förderung des Wohl des Kindes zum Ziel hat.
Um eine Parallele zu nennen, eine Sparkasse im städtischen Eigentum ist nicht gemeinwohlorientierter als eine Volks- und Raiffeisenbank, die genossenschaftlich organisiert ist. Ehe man da den Stab bricht, sollte man das Gespräch suchen.
4. Somit besteht das wesentliche Problem aus meiner Sicht darin, dass das gegenwärtige Team im Kindergarten den Trägerwechsel zum Anlass nehmen könnte, den Arbeitgeber zu wechseln. Damit könnten viele Kinder mit neuen Betreuern konfrontiert werden.
Will man das verhindern, sollte man das Team ermuntern zu bleiben. Die vom Team geäußerten Befürchtungen gegenüber dem genannten neuen Träger scheinen mir nicht plausibel. Es spricht sehr wenig dafür, dass es in der Führung des Kindergartens durch den neuen Träger gravierende Änderungen gegenüber der jetzigen Situation geben wird. Auf der Seite der fachlichen Betreuung könnten neue Impulse sogar hilfreich sein.
Das schlimmste Szenario bestünde darin, dass der neue Träger - der nicht sehr groß ist - auf der Wegstrecke "schlapp" macht. Dann wäre aber die Stadt eh gezwungen, den Kindergarten wieder zu übernehmen, zumindest solange, wie keine bessere Alternative in Sicht ist. Die Stadt muss, solange es in Horrem Nord Kinder gibt, ein entsprechendes Angebot am Trips Ring vorhalten. Da gibt es nichts zu rütteln. Im Übrigen wird die Stadt auch Eigentümerin des Spatzennestes bleiben. Substantielle Beschäftigungsrisiken sind somit für die MitarbeiterInnen des Spatzennestes nicht zu erkennen, zumal auch auf dem Markt für KindergärtnerInnen das Angebot knapper wird.
Soweit einige Anmerkungen von mir persönlich. Ich kann am Mittwoch nicht da sein, da ich auf Dienstreise bin. Meine Frau - die im Übrigen des Öfteren meine Meinung nicht teilt (jede Gleichsetzung unserer beider Ansichten ist nicht angebracht!!) wird aber da sein. Sie wird Hintergründe zur Diskussion beisteuern können.
Mit herzlichen Grüßen
Roger Peltzer
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Hallo liebe Beteiligte bzw. Betroffene!
Ich habe schon einige Ideen zur Rettungsaktion unserer Kita Spatzennest, die ich gerne am Dienstag vorstellen möchte.
Vor allem sollten wir natürlich eine weit ausgelegte Unterschriftenaktion starten, die sich im ganzen Ort, wenn nicht in allen Stadtteilen Kerpens, verteilt. Das heißt, Listen in allen möglichen Geschäften auslegen und am Ende alle Listen mit hoffentlich sehr vielen Unterschriften persönlich der Stadt und auch dem neuen Träger zukommen lassen. So kann vielleicht verhindert werden, dass "neue" Eltern ihre Kinder dort anmelden möchten, wenn wir deutlich machen, dass das kein akzeptables Konzept für uns und unsere Kidner ist. Geschweige denn die Art und Weise uns alle vor vollendete Tatsachen zu stellen. So wissen sie jedenfalls, dass wir uns nicht einfach damit abspeisen lassen - es gibt ja auch genug Beispiele, wo Bürgerinitiativen tatsächlich etwas gebracht haben. Vielleicht sollten wir versuchen, einen Bürger-/Volksentscheid durchzusetzen, was dann - mit entsprechender Vorbereitung tatsächlich dazu führt, dass die Umstrukturierung nicht stattfindet - und schon gar nicht
mit so brachialer Gewalt von heute auf morgen.
Außerdem habe ich einen Kontakt zum Kölner Stadt-Anzeiger (Rhein-Erft-Redaktion), wo wir vielleicht einen entsprechenden Artikel platzieren können - werde mich da gleich morgen drum kümmern, sofern niemand von euch/ Ihnen etwas Entscheidendes dagegen hat.
Weiterhin würde ich mir gerne mal als pseudo-interessierte Mutter die Kitas von den trägern in Bergheim ansehen, um zu wisssen wovon wir reden und Argumente dagegen zu sammeln. Das sollten andere von euch vielleicht auch tun?!
Diana Fink hat ja schon eine wunderbare Facebook-Seite ins Leben gerufen, danke dir - super!
So, ich würde sagen, alles wird am Dienstag genau besprochen, wobei ich dafür bin, dass wir mit ganz konkreten Ergebnissen bzw. Arbeitsschritten (und Arbeitsverteilung) die Sitzung schließen, um keine Zeit zu verlieren.
Liebe Grüße an alle,
Eva Metternich
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Hallo Andreas,
der Verkauf und die Rahmenbedingungen wurden am Donnerstag im nichtöffentlichen Teil des Jugendhilfeausschusses behandelt. Ich werde mich darum kümmern, sicher auch zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Fraktionen, dass hier zügig eine öffentliche Information vor Ort erfolgt.
Mit freundlichen Grüßen
Axel Fell
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Nur ein Wort:
SKANDAL
H.K. Heiser